Guten Abend liebe Leute,
es sind (noch?!) nicht viele Leute hier im Forum und so weiss ich gar nicht recht, an wen ich mich hier wende - aber vielleicht werden es ja mehr. Hoffentlich. (Obwohl: ich bin auch keine fleissige Forumschreiberin )
Nun, ich bin ein haariges Wesen, wars schon immer und werds immer bleiben. Aber würde ich sagen, dass ich unter "Hirsutismus" leide? Den Ausdruck (der wie eine Krankheit tönt) kenne ich erst aus dem Internet, wo auch von "stark behaart" usw. die Rede ist - und das befremdet mich oft.
Denn: sind nicht fast alle Menschen von Kopf bis Fuss, ausser gerade an den Hand- und Fuss-Innenflächen, behaart? Ok, meine Härchen sind vielleicht etwas mehr als der Durchschnitt, aber bin ich deswegen "stark behaart" oder gar "hirsutistisch"?
Ich habe Haare an den Armen. Du nicht? Ich habe Haare an den Beinen. Du nicht? Ich habe einen feinen Schnauz ("Oberlippenbart" sagt man wohl in DE), ich habe flaumige "Koteletten", einen Flaum im Nacken der spitz aufs Rückgrat läuft, mein Bauch ist mit feinen Härchen bewachsen, die gegen die Mitte zu dichter und länger werden und sich bis zwischen meine Brüste hochziehen. Ich habe Haare unter den Achseln (irgendwer hier, der/dem dort keine wachsen?) und ich habe schöne, dichte, kuschlige Haare auf meinem Venushügel, daneben, darunter und dahinter, an den Innenseiten meiner Pobacken und von da aus wieder als feiner Flaum den Rücken hinauf.
Und?
Soll ich mich jetzt Ganzkörperlasern lassen? Chemische Epiliercreme einschmieren von Kopf bis Fuss, mir die Haare von einer sadistischen Kosmetikerin mit Wachs ausreissen lassen oder meine Schamhaare rasieren und sie durch Pickel von eingewachsenen Haaren ersetzen?
Soll ich mich als nicht ganz normal ansehen, denken, dass ich gestörte Hormone habe, zu Ärzten rennen und um Hilfe schreien?
Nein, das tu ich nicht. Ich finde, ich bin ganz Frau, und zwar mit Haut und Haaren. Ich bin nicht der Meinung, dass ich auch nur irgend etwas tun muss, um als "richtige Frau" zu gelten - ich bin als solche schon zur Welt gekommen.
Dennoch suche ich also im Internet mit Stichworten wie "Körperbehaarung" und so herum, weil ich mich einfach wundere, warum seit wenigen Jahren plötzlich alle so steril haarlos daherkommen - und auch, weil ich mir langsam ein wenig als Aussenseiterin vorkomme. Erst dachte ich, naja, das ist eine Mode. Aber nun ist es schon so lange... Ich begreifs nicht und werde wohl noch ein bisschen weiter suchen, bis es mich langweilt
Bitte nicht falsch verstehen: ich beziehe keinen besonderen Stolz aus meinen Härchen, ich betrachte mich nur einfach als normal. Sicher hab ich auch schon mal für einen Freund rein spielerisch alle Schamhaare rasiert, so zum Ausprobieren. Wenn mir an den Brustwarzen einzelne lange Haare wachsen, zupf ich die aus, aber nur die einzelnen. Wenn ich mal Strümpfe anziehe, rasier ich die Beine. Manchmal kürz ich meine Schamhaare ein wenig und rasier an den Rändern, damit es ein schönes Dreieck gibt und weil sie dann irgendwie noch dichter, "pelziger" aussehen.
Ich finde nicht, dass frau haarig sein muss, wer sich enthaaren will, soll das tun. Wenns Spass macht, warum nicht? Was mich stört, ist dieser Zwang, dass erwartet wird, dass sich alle einer bestimmten Art der Erscheinung unterwerfen, nämlich der haarlosen. Wobei ich allerdings negative, höhnische, bissige und beleidigende Bemerkungen bisher wirklich nur von anderen Frauen zu hören bekam. Ein Mann hat sich noch nie daran gestört. Im Gegenteil
Und vielleicht ändert sich ja der Geschmack auch wieder. Es gibt jedenfalls Anzeichen. Aber das schreibe ich in die andere Rubrik.
Ich wünsche jedenfalls allen, die jetzt noch unter ihren Härchen leiden, dass sie sich auch in dieser Hinsicht befreien und das leben und sich selbst so mögen, wie sie sind.
Von daher würde ich nicht sagen "besonders und schön", sondern "ganz normal und schön!"
Liebe Grüsse an alle
J.