Gefunden




Hier könnt ihr euch vorstellen, wenn ihr in diesem Forum neu seid. Warum und wie seid ihr hier gelandet? Was wünscht ihr euch vom Austausch hier?

Gefunden

Beitragvon Ellen » 27.05.2008, 22:06

Liebe Frauen,

sehr froh, nach langer Suche dieses Forum gefunden zu haben, möchte ich mich gern vorstellen.

Ich bin 39 Jahre alt, verheiratet, Mutter und wohne in NRW. Beruflich stehe ich viel in der Öffentlichkeit/Presse, was für mich an manchen Tagen ein großes Problem ist. Oft habe ich dann das Gefühl, jeder sieht meine winzigen schwarzen Stoppeln, v.a. am Kinn. Die Haut hat unter der jahrelangen Rasur auch schon gelitten. Als Erwachsene war ich glücklicherweise noch nie irgendwelchen gemeinen Bemerkungen ausgesetzt, aber als Teenager habe ich schwer gelitten

Den Haarwuchs im Gesicht habe ich seit der Pubertät. Leider hat mich meine Mutter damals überhaupt nicht unterstützt und selbst das Schminken und Rasieren hat sie mir verboten ("Du bist doch auch so hübsch!" ;-(((((((. Ich habe zwar einen Sohn und keine Tochter, aber es ist mir bis heute unbegreiflich, wie man als Mutter sein pubertierendes Kind damit hängen lassen kann. Irgendwie sitzt das alles noch bis heute sehr tief!

In Beziehungen habe ich mein Haarproblem meistens so gut es ging versteckt. Meinem Mann gegenüber bin ich relativ offen, kann es jedoch bis heute nicht ertragen, wenn er ins Badezimmer kommt während ich zupfe oder rasiere. In vielen Dingen habe ich mich schon eingeschränkt. So fahre ich nicht mehr zum zelten oder irgendwo hin, wo ich nicht mindestens einmal am Tag die Gelegenheit habe, mich unbemerkt zu rasieren. Wenn wir Übernachtungsgäste haben, überlege ich mir, wie ich am besten früh morgens unbemerkt ins Badezimmer komme und bloß niemand den Rasierer hört.

Vor ca. 10 Jahren habe ich mal eine teure Laser-Therapie angefangen, die ich aber nach einigen Behandlungen abgebrochen habe. Ich durfte mich dann vorher mindestens einen Tag nicht rasieren, damit der Laser durch das Haar leiten konnte. Hinterher sah ich jedes Mal knallrot aus und hätte so theoretisch meinen Sohn im Kindergarten abholen müssen. Das war mir alles zu stressig, zu teuer und mit der Arbeit auch nicht vereinbar.

Während ich das so schreibe, merke ich, wie traurig mich das Ganze wieder macht. Ich freue mich aber auf Eure Anmerkungen und Tipps. Es ist kein Thema für Freundinnen, die davon nicht betroffen sind. Sie können ja nicht verstehen, wie sehr ich Tag für Tag darunter leide.

Ich bewundere, wie viel leichter manche von Euch mit ihren überflüssigen Haaren umgehen und würde mir wünschen, irgendwann auch so locker sein zu können.

Liebe Grüße
Ellen
Zuletzt geändert von Ellen am 27.05.2008, 22:11, insgesamt 1-mal geändert.
Ellen
 
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von Anzeige » 27.05.2008, 22:06

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Re: Gefunden

Beitragvon Loewin » 27.05.2008, 22:56

Liebe Ellen,

Ich freue mich sehr, dass du zu uns gefunden hast :) . Herzlich willkommen!
Ich bin nur ein klein wenig jünger als du und habe auch ein Kind.

Alle Achtung, dass du den Mut dazu hast, in der Öffentlichkeit zu stehen. Hast du dich selbst für diesen Job entschieden? Oder bist du da "reingerutscht"? Ich frag das so, weil ich es immer sehr gescheut habe und heute noch scheue, in irgendeiner Form im Rampenlicht zu stehen. Hab das lange auf meine allgemeine Schüchternheit geschoben, aber irgendwann doch gemerkt, dass es zum Großteil mit meinem Haarwuchs zu tun hat. Vielleicht habe ich meine Schüchternheit nur deswegen erfunden ...

Deine Traurigkeit kann ich nachvollziehen. Mir geht's ja oft genug ähnlich. Mal stehe ich cool drüber und mach mir nix draus, am nächsten Tag ist mir wieder total nach Heulen zumute (und dann tu ich das auch).
In meiner Familie hat niemand das Rasieren/Epilieren/Schminken verboten, das Schweigen ist auch schlimm ...

Das mit dem Zelten erinnert mich an 2 Wochen Wandern, da war ich Mitte 20. Rasieren und Epilieren war dort nicht drin, ich war praktisch Tag und Nacht mit anderen zusammen. Einmal habe ich versucht, mich bei der Mittagsrast mit Pinzette und Spiegel auf einen bewaldeten Hang zurückzuziehen - aber die Angst, beim Epilieren entdeckt zu werden, war größer als die Angst, dass mein Bartwuchs auffällt.
Als ich mich am letzten Tag von einem Freund verabschiedete, guckte der mich auf einmal ganz perplex an und sagte mit einem strahlenden Lächeln: "He, L., du bekommst ja einen Bart! Das hat nicht jede, das ist etwas ganz Besonderes!" Ich weiß gar nicht mehr, wie ich mich damals damit gefühlt habe, jetzt im Nachhinein sehe ich das als eines der Erlebnisse, die mir sehr dabei geholfen haben, mich so anzunehmen, wie ich bin (obwohl ich da immer noch nicht ganz durch bin).

Es ist kein Thema für Freundinnen, die davon nicht betroffen sind. Sie können ja nicht verstehen, wie sehr ich Tag für Tag darunter leide.

Manchmal doch - ich habe so eine Freundin gefunden, die das verstehen kann. Hat mich allerdings total viel Mut gekostet, mich zu outen. Jetzt bin ich um so dankbarer, dass ich mich getraut habe. Die wunderbaren Gespräche, die sich damals ergeben haben, waren übrigens der Anstoß, den ich gebraucht habe, um den Blog und das Forum ins Leben zu rufen.

Ich bewundere, wie viel leichter manche von Euch mit ihren überflüssigen Haaren umgehen und würde mir wünschen, irgendwann auch so locker sein zu können.

Wenn du das willst, wirst du das können! Stell dir das so lebendig und konkret wie möglich vor, schreib es auf, wenn du magst, nur privat für dich, wenn du magst, in der Rubrik "Leben mit Haaren". Und hab ganz viel Geduld mit dir ...

Bis bald und lieber Gruß
Loewin
Zuletzt geändert von Loewin am 27.05.2008, 23:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gefunden

Beitragvon Ellen » 28.05.2008, 10:01

Liebe Loewin,

danke für Deine lieben Worte. Und danke, dass Du dieses Forum eröffnet hast :mrgreen:
Es tut unheimlich gut, zu wissen, dass ich nicht allein damit bin und mit Dir und anderen darüber schreiben kann.

Ich bin tatsächlich in diesem Job hereingerutscht. Ich musste nach meiner Scheidung selbst für meinen Sohn (damals 2) und mich sorgen und da bot sich dies als einzige Möglichkeit an. So ergab es sich mehr oder weniger von allein, dass ich mehr und mehr in der Öffentlichkeit stand. Normalerweise bereite ich mich an den Tagen dann immer sehr sorgfältig vor, aber wie es an manchen Tagen so ist, reicht es nicht allein, morgens die Haare zu entfernen, wenn man abends irgendwo hin geht. Dank dem Erfinder des Akku-Rasierers!! :wink:

Loewin schrieb:
In meiner Familie hat niemand das Rasieren/Epilieren/Schminken verboten, das Schweigen ist auch schlimm ...


Was meinst Du denn mit dem Schweigen?

Loewin schrieb:
Ich weiß gar nicht mehr, wie ich mich damals damit gefühlt habe, jetzt im Nachhinein sehe ich das als eines der Erlebnisse, die mir sehr dabei geholfen haben, mich so anzunehmen, wie ich bin (obwohl ich da immer noch nicht ganz durch bin).


Super! Ich hätte wohl auf so eine Tour direkt verzichtet. Bei dem "zurückziehen" musste ich schmunzeln, denn auf irgendeine Weise finde ich es fast lustig, was Frau für Phantasien entwickelt. Mein letztes Zelten war bei einer Anti-Castor-Demo in Ahaus. Glücklicherweise war es dort oft so laut, dass ich mich ungestört in mein Zelt zurückziehen konnte. Es bedeutet aber auch immer Stress für mich.

Loewin schrieb:
Manchmal doch - ich habe so eine Freundin gefunden, die das verstehen kann.


Klar, Verständnis hat meine beste Freundin auch, aber helfen kann sie mir im Endeffekt nicht. Wenn ich mit Arbeitskolleginnen unterwegs bin oder auf einem Seminar, kommt es auch manchmal komisch an, dass ich immer auf ein Einzelzimmer bestehe, obwohl ich mit so mancher Frau auch befreundet bin. Ich rede mich dann immer damit raus, dass ich nur allein gut schlafen kann.

Loewin schrieb:
Wenn du das willst, wirst du das können!


Ja, vielleicht schreibe ich mal etwas dazu. Im Grunde wünsche ich mir aber immer noch die bezahlbare(!) Wunderlösung, die mich für immer und ewig von den Haaren befreit!

Liebe Grüße
Ellen
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Re: Gefunden

Beitragvon Flauschie » 28.05.2008, 22:55

Hallo Ellen!

Du sagst zwar, dass es dich traurig macht, wenn du darüber nachdenkst, aber ich musste einfach nur schmunzeln, als ich deine Geschichte mit dem "heimlich schnell Haare entfernen müssen" gelesen habe. Dieses Problem kenne ich nämlich nur allzu gut. Ich habe da auch so meine Strategien entwickelt: früher aufstehen, damit niemand merkt, wie lange ich im Bad bin, Zelten auf keinen Fall länger als 3 Tage usw. Und auch wenn ich jetzt ganz gut klar komme mit den Haaren (die im Gesicht mache ich zwar weg, aber auch nicht sooo gründlich und auch nicht mehr jeden Tag), würde ich mir schon Gedanken machen, wenn jetzt jemand mit dem Vorschlag käme 'hey, wollen wir nicht mal zelten?". Okay, es käme natürlich darauf an, mit wem ich zelten gehe. Mit einer Gruppe von Arbeitskollegen wäre es mir sicherlich unangenehm. Mit engen Freunden weniger.

Haarige Grüße,
Flauschie
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Re: Gefunden

Beitragvon Loewin » 04.06.2008, 17:38

In meiner Familie hat niemand das Rasieren/Epilieren/Schminken verboten, das Schweigen ist auch schlimm ...


Was meinst Du denn mit dem Schweigen?


Selbst wenn ich die Haare im Gesicht wachsen lasse, kommt niemandem auch nur ein Wort dazu über die Lippen.
Ich brauch es nicht, dass das ständig Gesprächsthema ist und bis in alle Einzelheiten ausdiskutiert wird. Aber es erleichtert mich ungemein (hm, warum eigentlich?), wenn ich weiß, der andere nimmt das wahr, sagt mir, dass er es wahrnimmt. Das kann auf ganz verschiedene Weise geschehen, z.b. die Frage, was das ist, ob ich das schon lange habe, wie es mir damit geht etc.
Zu wissen, dass alle es sehen, aber niemand es ausspricht, verunsichert mich.

Lieber Gruß
Loewin
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